Verkehrsgeschichte
An der Lauffener Furt querte bereits eine Römerstraße den Neckar. Wie das Königsgut beiderseits des Flusses zeigt, nutzten auch die Franken diese Furt, und wahrscheinlich war dieser Neckarübergang der entscheidende Grund für die Entstehung von Lauffen-Stadt. Vom Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war der Lauffener „Kies“, wo sich einst der Markt von Lauffen-Dorf befand, wichtiger Landeplatz der Schwarzwaldflöße. 1342 schloss Heilbronn mit Baden und Württemberg einen Zollvertrag wegen der Flößerei, der die Zollstätte Lauffen nicht erwähnt. Aus einem Vertrag der Heilbronner mit den Hofwarten von 1343 ist dann jedoch zu ersehen, dass diese in Lauffen Floßzoll erhoben; dieser Zoll blieb 1476 als einziger bestehen, als die Reichsstadt Esslingen sowie die Grafschaften Hohenberg und Württemberg gegenseitig auf den Wasserzoll verzichteten. Die Furt wurde im Mittelalter ersetzt durch eine Fähre (fahr), die 1358 aus der Hand der Pfarrei Lauffen an die Hofwarte überging. Vom Fergenzoll waren Geistliche, Studenten und Scholaren sowie alle Weybs-Personen befreit. Brücken – auch steinerne – über Zaber und Seegraben sind ab 1423 erwähnt. 1474 ließ Graf Ulrich V. dann die steinerne Neckarbrücke erbauen, damals die einzige zwischen Cannstatt und Heilbronn. Auch später blieb sie mit elf Bögen und rund 226 m Länge die längste Brücke im Land. Der Brückenbau machte Lauffen nicht nur zum wichtigen Verkehrsknotenpunkt; er steigerte auch die militärische Bedeutung der Stadtfestung. Frauen, und damit auch das Nonnenkloster, passierten die Brücke zollfrei, wie das schon bei der Fähre gewesen war. Zollfrei waren ferner alle Fremden, die in die Stadt kamen, um dort Handel zu treiben oder zum Bader zu gehen. Mehrfach rissen Überschwemmungen die Brücke ein oder beschädigten sie schwer (1529, 1651, 1824 und 1978). Feindliche Heere suchten die Brücke teils zu erobern, teils ließen sie einzelne Joche abreißen, um den Übergang des Gegners zu verhindern (1693, 1799 und 1945).
Im 18. und 19. Jahrhundert war Lauffen Station der Postlinie Stuttgart - Frankfurt, auf der u. a. Goethe und Börne reisten. 1772 erreichte die Chaussée Stuttgart - Heilbronn Lauffen. Die Lauffener waren sehr stolz auf die Obstbäume, mit denen sie ihren Teil der Chaussée säumten, hatte doch der Herzog seine Chaussée zwischen Ludwigsburg und der Solitude nur mit nutzlosen Kastanien und Linden bepflanzt.
Auf Befehl Herzog Friedrichs I. legte Heinrich Schickhardt um 1600 Pläne für eine Schiffbarmachung des Neckars vor. Es dauerte jedoch über hundert Jahre, ehe die Schiffahrt auf dem Neckar oberhalb von Heilbronn in Gang kam – und mehrfach wieder aufgegeben wurde. Erst ein Dekret König Wilhelms I. von 1817 und der Bau des Wilhelmskanals in Heilbronn 1819-1821 brachten den Durchbruch. 1824 wurden erstmals mehr als 20 000 Zentner von Heilbronn nach Cannstatt verschifft. 1831 räumte man das Flussbett aus, 1832 begann man mit dem Bau von Schleusen. Die Lauffener Schiffsgasse verlief damals noch am rechten Neckarufer, oberhalb des Mühlwehrs. 1845-1847 sprengte man den gefährlichen Lauffener Wirbel und verlegte Leinpfad, Schiffs- und Floßgasse auf das linke Neckarufer. 1847 wurde auf dem Oberen Neckar fast die zwanzigfache Menge Fracht umgeschlagen wie 1824. 1870 war mit der Kammerschleuse Gemmrigheim der Schiffsweg Oberer Neckar fertiggestellt – zu spät, wie sich zeigte.
Anfang 1848 hatte die damals eingleisige Eisenbahnlinie Stuttgart-Heilbronn Lauffen erreicht. Sie zog von Anfang an nicht nur den Personen-, sondern auch den Frachtverkehr an sich. Mit der Bahn eng verbunden war die Post, die ebenfalls 1848 Anschluss an den Eilpostkurs Stuttgart - Heidelberg erhielt; das Postgebäude befand sich auf dem Bahnhofsgelände. Schon Mitte der 70er Jahre hatte sich der Frachtverkehr fast völlig vom Wasser auf die Schiene verlagert. Lediglich der Floßverkehr hielt der Konkurrenz der Schiene bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts stand. 1892 erreichte der zweigleisige Ausbau der Strecke Bietigheim - Jagstfeld Lauffen, 1896 wurde die Zabertalbahn Lauffen - Leonbronn eröffnet. Durch den Bahnbau verlagerte sich das wirtschaftliche Gewicht innerhalb Lauffens von der noch 1833 als „Hauptstraße“ bezeichneten Chaussée Stuttgarter Straße - Brückenstraße und weiter Heilbronner Straße mit dem Schwerpunkt Marktplatz in die Umgebung des Bahnhofs. Die dortigen Betriebe wie die Cigarrenfabrik Gustav Mugler (gegründet 1860), später auch die Strickwarenfabriken Carl Bückle und Wilhelm Rebmann, oder die Gaststätten zur Eisenbahn und zum Bahnhof blühten auf, das Städtle geriet ins Abseits. Lauffens größter Industriebetrieb, das Württembergische Portland-Cement- und Elektrizitätswerk (gegründet 1889), unterhielt trotz eigener Schiffsanlände am Neckar zusätzlich eine 1,5 km lange Drahtseilbahn und ein Nebengleis für die Verbindung zum Bahnhof. Nur für die Dampfziegelei Gebr. Schweikert hatte der Umzug in die äußerste Nordheimer Straße im Jahr 1906 einen entscheidenden Vorzug: Künftig lag für sie der Rohstoff unmittelbar neben der Produktionsstätte.
Nachdem 1935 die Großschifffahrtsstraße Mannheim - Heilbronn eröffnet worden war, wurde der Neckarkanal bis zur Schleuse Lauffen fortgeführt. Seit 1942 schufteten dort zahlreiche, stetig ausgewechselte Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Die Arbeiten an der Schleuse 2 wurden erst 1961 beendet. Über die Wehrbrücke mit den Schleusenbecken führt heute die Bundesstraße 27. Durch sie ist Lauffen mit den Ballungsgebieten Stuttgart und Heilbronn verbunden. Bei Ilsfeld und Obereisesheim bestehen Anschlüsse an die Bundesautobahnen. Lauffen a. N. ist Station der Bahnlinie Stuttgart - Heilbronn. Ins Zabergäu und nach Neckarwestheim bestehen Busverbindungen.
Da die Wasserverschmutzung ein Baden im Neckar nicht mehr erlaubte, wurde in der Nachkriegszeit ein Freibad bei der Ulrichsheide errichtet, das in den letzten Jahren völlig erneuert wurde. Oberhalb der Wehrbrücke entstand aus den Anlegeplätzen der Segelbote ein großes Freizeitzentrum für verschiedene Arten von Wassersport, einschließlich Motorbootrennen.
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