Aktuelle Aktivitäten des Hölderlin-Freundeskreises
Das Bild einer Unsichtbaren
Als Charlotte Zimmer im Jahr 1813 geboren wurde, lebte der Dichter Friedrich Hölderlin schon 6 Jahre im seinem Tübinger Turmzimmer - die Eltern hatten ihn gegen den anfänglichen Widerstand der Mutter nach dem Aufenthalt in der Authenritschen Klinik aufgenommen, der Vater, Ernst Zimmer richtete im gerade erworbenen Familiensitz ein Zimmer für den "Umnachteten" ein. So wuchs Charlotte mit einem ständigen Hausgast auf, der aber nicht der einzige war. Zug um Zug wurde der heutige Hölderlinturm zur Studierenden-Pension umgebaut und die Schreinerei von Ernst Zimmer aufgegeben. Charlotte Zimmer widerum empfing die Besucher, die den "verrückten" Dichter besuchen oder nur besichtigen wollten und verbrachte viele Kindheitsstunden mit Friedrich Hölderlin. "Jetzt gucken sie wieder", hieß es dann, wenn der große, stille. alte Mann mit dem Kind an der Hand aus dem Turmzimmer hinaus auf den Neckar und die Neckarinsel blickte.
Es gelang Vicki Spindler mit ihren eindringlichen Texten das Bild einer Unsichtbaren zu zeichnen, die nach dem Tod des Vaters vor die Entscheidung gestellt war, ein eigenes Familienleben zu gründen oder sich weiterhin um den Turmgast zu kümmern. Sie entschied sich für zweites, mit 25 Jahren, und pflegte Hölderlin weitere 5 Jahre ganz alleine. Aus den Nürtinger Pflegschaftsakten kennen wir heute die Details, jede Kleinigkeit wurde abgerechnet und notiert, Hölderlin blieb Zeit seines Lebens Nürtinger Bürger, der er durch den Umzug der Familie von Lauffen geworden war.
Viel Applaus spendeten die ZuhörerInnen im Saal des Hölderlinhauses der Autorin aus Weimar für ihr berührendes Portrait, und das hatte zwei Gründe. Sie erlag nicht der Versuchung, nur über den Dichter und das Verhältnis zu Hölderlin und die Lebensverhältnisse im Turm zu sprechen, im Mittelpunkt stand immer Charlotte Zimmer und sie "schwäbelte" nicht, sondern verwendete ihren eigenen, thüringischen Dialekt, um die häuslichen Szenen der Familie zu beschreiben.
Großer Andrang bei der Langen Lesenacht im Hölderlinhaus
Damit war nicht zu rechnen. Schon im vergangenen Jahr war die Lange Lesenacht im Hölderlinhaus ein Erfolg, doch diesmal wurde die Veranstaltung im Rahmen der Lauffener Literaturtage „Herbstlese“ förmlich überrannt. Mit etwa 80 Besuchern hatten die Chef-Organisatorinnen Katharina Altmann und Eva Ehrenfeld gerechnet, gekommen sind über 100. Gegangen sind sie nach gut viereinhalb Stunden Lesungen und Gesprächen beglückt bis hell begeistert. Vier Räume im Haus, vom Keller bis zum Dach, wurden zu literarischen Orten, wohl ganz im Sinne seines früheren Bewohners Friedrich Hölderlin.
Schon nach der Begrüßung durch Katharina Altmann im Hof, gab es ein erstes Schmankerl: Vom Balkon herab rezitierte Uwe Ehrenfeld absolut professionell das humorvolle Gedicht „Teleologisches“ von Heinrich Heine. Direkt danach der zweite Höhepunkt: Die 16-Jährige Sophia Lind las im Saal ihren Text „Man sagte mir mal“, der mit viel Applaus bedacht wurde. Diese Lesung war Ergebnis einer Ausschreibung am Hölderlin-Gymnasium, eigene Texte einzureichen. Nur Sophia Lind hatte sich getraut. Für ihre Leistung gab es einen kleinen Preis.
Versorgt mit Getränken vom Kir Royale über Wein bis zum Wasser, verteilten sich die Gäste danach übers Haus. Ganz oben widmete sich die Journalistin Ulrike Kieser-Hess den humorvollen Passagen aus Marianne Lekys Roman „Was man von hier aus sehen kann“, während einen Stock tiefer, im einstigen Hölderlin-Wohnzimmer, der pensionierte Kriminalbeamte Helmut Allinger vorlas. Aber keinen Krimi, sondern Passagen aus „Der Wolf“ von Hermann Hesse. Marian Kopp, Vorstand der Lauffener Weingärtner, war derweil im Keller zu erleben mit „Mein Herz so weiß“ von Javier Marias mit der Empfehlung, dazu ein Gläschen Sauvitage zu genießen. Im Saal ging es in dieser ersten Staffel um Sprache und Verständigung. Coretta Ehrenfeld las aus dem philosophischen Werk „Von Sprache zu Sprache“ von S.B. Diagne und aus dem Roman „Alte Sorten“ von Ewald Arenz.
Der mit 17 Jahren jüngste Vorleser, Felix Keßler, lockte in der zweiten Runde ab 21.15 Uhr viel junges Volk in den Keller zu seiner Lesung aus „Die Känguru-Klassiker“ von Marc-Uwe Kling. Dass seine Mutter, Bürgerbüro-Leiterin Bettina Keßler, gleich anschließend aus Walter Moers' „Das Eichhorn, das rückwärts leben wollte“ vorlas belegt, dass im Hause Keßler der Humor eine zentrale Rolle spielt.
Weiter ging es kunterbunt durch die Literaturgeschichte und kreuz und quer durchs Haus mit „Valentinstag“ von Richard Ford, gelesen vom Alt-Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger, "Zwischen Gestern und Morgen", Texte von Kurt Tuchilsky, die der frühere "Stimme"-Rdakreur Uwe Grosser vorstellte, oder Vera Bucks der "Algorithmus der Menschlichkeit", für das sich wieder Marian Kopp stark machte.
Gelesen wurde jeweils 30 Minuten mit anschließendem Gespräch, und schon zogen die Literaturfreunde weiter: Gläser nachfüllen, nächste Lesung.
In der letzten Runde gab es noch eine ordentliche Packung Lyrik: "Zweierlei Humor" nannte Uwe Grosser seinen Poeten-Doppelpack Ernst Jandl und Robert Gernhardt im Saal, während Katharina Altmann im Keller "Wilde Nächte" feierte mit romantischen, düsteren und frivolen Gedichten. Das Fazit der Besucher fiel einhellig aus: Das muss wiederholt werden. Ihr Lob reichte von "sehr berührend" über "hätte ich so nicht erwartet" bis zu tolle "Athmosphäre und wunderbare Texte".
Uwe Grosser
Judith Hermann war Gast bei der HerbstLese 2024 am 14. Oktober
Spektakulärer Auftakt der HerbstLese 2024 mit Stephan Storck und Stefan Schreiber am 13.10.2024
Samstag, 28. September bis Donnerstag, 3. Oktober 2024
Eine Frankreichreise
2 Wochen musste Friedrich Hölderlin im Dezember 1801 bei Straßburg auf seine Einreisegenehmigung warten. Trotz Migrationskrise und anschwellenden Grenzkontrollen war am 28. September 2024 davon nicht die Rede – die Schlagbäume (barrières) erwarteten die 40-köpfige Reisegruppe in aufrechter Haltung. Eine Verzögerung sah der Zeitplan auch gar nicht vor. Immerhin sollten in 6 Tagen im Reisebus nahezu 3.000 km zurückgelegt werden. Was dies bei einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 85 km in der Stunde bedeutet, ist leicht auszurechnen. Und tatsächlich: der erste staubedingte Bremsvorgang erfolgte bei der Wiedereinreise am Nachmittag des Einheitsfeiertages beim Outlettempel in Roppenheim. Kauflustige Germanen nutzten den Feiertag, um im Nachbarland auf Schnäppchenjagd zu gehen. Die französische Autobahn erwies sich dagegen einmal mehr als der pure Reisegenuss, „wie auf Schienen“ hätte man früher gesagt.
Frankreich – Zahlen, Daten, Fakten
Was wissen wir von unserem Nachbarland? Es gibt einen mächtigen Präsidenten, protestierende Gelbwesten und der gemeine Franzose gönnt sich lieber ein festliches Mahl mit leckerem Wein als dass er die Hausfassade neu streichen lässt. Diesem oberflächlichen Pseudowissen stellte der Geograph Wolfgang Hess Fakten gegenüber. Von den 55 bis 64Jährigen Deutschen arbeiten noch drei Viertel, in Frankreich sind es gerade einmal gut die Hälfte, bei den 15 – 17Jährigen sind in Deutschland 6 %, in Frankreich 17 % ohne Arbeit, 2 Millionen Franzosen leben in Übersee (Franz. Guyana, Guadaloupe, Martinique, La Réunion und Mayotte), so viele wie in der Kernstadt Paris, der Großraum Paris hat 12,5 Mio Einwohner von insgesamt 68 Mio. Immer noch bekommt die französische Frau statistisch mehr Kinder als die deutsche, auch wenn sich die Zahlen in den vergangenen Jahren angenähert haben. Und wenn man die Metropolen verlässt und wie die Lauffener Reisegruppe nach Auxerre oder Lunéville oder auf der Landstraße durch das ganze Médoc fährt, sieht man ein gravierendes, bedrückendes Stadt-Land-Gefälle, bröckelnde Fassaden und kriselnde Weinbaubetriebe, graue Gesichter. Mit diesem Blick ist die Orientierung der Nachbarn hin zur radikalen Linken besser verständlich als durch die schnellen Bilder der abendlichen Tagesschau. Dass den Bürgern von Blanquefort viel an ihren Jugendlichen gelegen ist, zeigt der Besuch des ehemaligen Sommerhauses von Hölderlins Arbeitgeber in Bordeaux. Vor drei Jahren noch ungepflegt und heruntergekommen werden Park, Château und Anbau heute als Jugendhaus genutzt, bei einer Personalbesetzung von 21 Menschen. Chapeau !
Frankreich – Wein, Wein, Wein
Welches Weingut könnte man im Bordeaux besuchen? Für Karl-Ernst Schmitt kam nur eines in Frage, hat doch ein Wengerter aus der Nachbarschaft Lauffens stattliche 7 Weingüter in der Umgebung von St. Emilion. Im flächenmäßig größten war man angemeldet, dem Château d’Aiguilhe des Comte von Neipperg zu einer 5-stöckigen Weinprobe. Vorgesehen war in diesem „deutschen“ Weingut in Frankreich die Führung durch die Chinesin Chiu Yun in englischer oder besser chenglischer Sprache. Dann aber kam doch Ludovic von Neipperg, 30jähriger technischer Leiter des Betriebs an seinem freien Tag während der Hauptlese zur Reisegruppe hinzu und übernahm diese Aufgabe eindrucksvoll und gut verständlich mit französischem Akzent. Ein Gang durch die Weinberge, das hochmoderne Kellereigebäude, die idyllische Gutsanlage und schließlich die Verkostung der Weine, die für 25 bis 220 Euro im Handel erhältlich sind, sorgten für reichlich Gesprächsstoff. Das galt auch für den Besuch der Cité du vin in Bordeaux, einem mächtigen Weinbaumuseum, architektonisch angelehnt an einen Decanter, dessen Aufgabe es ist, den frisch entkorkten Wein zu belüften. Dieser frische Wind weht auch im Gebäude, hochemotional, international und technisch ausgereift wird das Thema Wein vermittelt. Nicht umsonst ist es ein Vorbild für die in der Entstehung begriffene „Weinzeit“ in Brackenheim, der man einen möglichst großen Teil der 500.000 Besucher jeden Alters wünscht, die jährlich auf der 8. Ebene des „Decanters“ mit grandiosem Blick über Bordeaux ein Glas Wein trinken – nach Wunsch und gerne auch aus Rheinhessen.
Frankreich – für Hölderlin das Ende der Welt
Der Nordost wehet,
Der liebste unter den Winden
Mir, weil er feurigen Geist
Und gute Fahrt verheißet den Schiffern.
Für die Reisegruppe aus Lauffen war der Beginn von Hölderlins Gedicht "Andenken" zumindest bei der Anreise Programm. Es blickt zurück auf die Hauslehrerzeit im französischen Westen und ebenso hinein in das Leben des Dichters. Ein spätes Gedicht von hoher lyrischer Kraft, melodisch und partiell verschlossen. Dass es von keinem anderen Dichter so viele Werkausgaben gibt, dass er auch in 100 Jahren noch nicht universitär „abgearbeitet“ ist, liegt an den Rätseln, die er hinterlassen hat. Wir kennen die „braunen Männer“ auf dem Stadtfriedhof von Tübingen am 7. Juni 1943, die dem Dichter in ihren glitzernden Wehrmachtsuniformen zum 100. Todestag salutieren, von irritierenden Fotografien. Wer aber sind „Die braunen Frauen daselbst auf seidnen Boden, zur Märzenzeit“? Afrikanische Sklavinnen, Bordeaux war Handels- und Menschenhandelszentrum, braun gekleidete Bürgerinnen, das war damals chic oder, wie Heidegger vermutete, sonnengegerbte aquitanische Bäuerinnen. Ist das wichtig? Das Gedicht gibt die Antwort – für Hölderlin sind es Schönheit, Freundschaft und Dichtung, die ein gelungenes Leben ausmachen.
Was Eva Ehrenfeld über „Andenken“ und die „Friedensfeier“ im Vorfeld der Reise erarbeitet hatte, erläuterte sie kundig während der Anfahrt nach Bordeaux und dem Château de Lunéville, wo am 9. Februar 1801 Frankreich und das Heilige Römische Reich unter Kaiser Franz II Frieden schlossen, was Hölderlin zur „Friedensfeier“ ermunterte. Und doch ist es immer nur der Vorschlag einer Interpretation, das „große V“ für VERMUTUNG wurde zum geflügelten Wort der Reise und manche ergriffen das Busmikrofon um ihr ganz persönliches „V“ vorzutragen.
Wir können Hölderlin nicht fragen, aber uns an der Wirkung der Worte erfreuen – der Geograph sagt: „Die Gironde hat mit 685 Quadratkilometern den größten Mündungstrichter Europas“. Der Dichter sagt: „wo … meerbreit ausgehet der Strom“. Wenn einen diese Landschaftsbeschreibung so sehr berührt wie das Lachen des süßen Enkelkindes oder der Genuss eines Spitzenweines ist man der Dichtung näher, als es Textexegese je erreichen kann. Es war für Hölderlin die weiteste Reise seines Lebens, sein Finis terrae, sein Ende der Welt.
Frankreich – Schlösser, Kirchen, Museen
53 Welterbestätten kann man in Frankreich besuchen, in Deutschland sind es aktuell 54, weltweit 1.223. Auf dem Weg der Lauffener Reisegruppe lagen davon Straßburg, St. Emilion, Lyon, die Höhlen von Lascaux, das Stadtzentrum von Bordeaux und die Kirche von Ronchamp bei Belfort, gebaut von Le Corbusier. Es war Marc Gundel ein Bedürfnis, den Neckartälern dieses epochale Werk vorzustellen, eben nicht mit dem Lineal gezeichnet, wie man es sonst von Charles Jeanneret, der sich das Pseudonym Le Corbusier zugelegt hat, gewohnt ist. Es sind geschwungene, organische Formen, trotz des offenen Raums entstehen auf kleinster Fläche intime Rückzugsorte, das Licht wird sparsam, aber effektiv, wie in den Bauten des Mittelalters gerne auch farbig gezeichnet, eingesetzt. Bald nach dem 2. Weltkrieg von 1951 – 55 im abgelegenen Ronchamp gebaut, ist es seitdem Pilgerstätte weniger für Christen als für Planer und Architekturliebhaber. Der Architekt des Lauffener Pauluszentrums war ganz offensichtlich dort, auch der Planer der Aussegnungshalle des Parkfriedhofes. Durch die historische Altstadt von Bordeaux führten Sonja und Heinneke, deutschsprachige Bordelaises stramme 3 Stunden lang oder 10.000 Schritte – Start und Ziel war der Place de la Comédie am Grand Theatre – dort steht Sanna, der überdimensionale Frauenkopf nicht wie sonst beim 1955 geborenen spanischen Künstler Jaume Plensa in weißem Marmor, sondern in Cortenstahl – eine braune Frau.
Klaus-Peter Waldenberger
NEWSLETTER Oktober 2024
Zwei Wochen Vorsprung beim Grenzübertritt
Die Lesung des Kulturwissenschaftlers, Historikers und Germanisten Prof. Dr. Thomas Knubben war eigentlich als Vorbereitung auf die 6-tägige Ausfahrt unseres Vereins nach Bordeaux gedacht, das Interesse war dann aber so groß, dass vor Beginn ein akuter Platzmangel herrschte. Das Kommen und Nachbestuhlen wurde freilich belohnt - höchst unterhaltsam berichtete der jüngst emeritierte Professer nicht etwa von den eigenen Leiden, die mit einem Fußmarsch im Winter über 53 Tage hinweg verbunden sind - im Vordergrund stand die Schilderung der Verhältnisse im Jahr 1801 und alles was man über den Dichter Friedrich Hölderlin und seine Motivation für diese Tortur weiß. Warum wollte er weg von Deutschland und - warum so schnell wieder zurück, nach nur 4 Monaten. War es die Krankeit der Geliebten in Frankfurt?
Dass Hölderlin sich im französischen Westen pudelwohl gefühlt hat, schrieb er schon schnell nach seiner Ankunft der Mutter nach Nürtingen: "... endlich bin ich hier, fast wohn ich zu herrlich!". Das Ziel des Wissenschaftlers war, auf der Strecke Hölderlins zu wandern - aber: wo damals ein Postkutschenweg war, liegt heute die autoroute du soleil. Umwege wurden erforderlich, es gab Tagesmenu und die Herberge war häufig weiter entfernt, als es einkalkuliert war. Im Reisevergleich zu 1801 sparte sich Knubben aber in Kehl schon einmal zwei Wochen ein, Hölderlin musste so lange auf seinen Reisepass warten.
Knubben berichtete über die herzliche Aufnahme in den typisch französischen Privatherbergen, die schwindende Infrastruktur in ländlichen Gebieten, tote Katzen und Vögel am Wegesrand und einen Sohn, der ihn drei Tage lang begleitete und danach vom Wandern fürs ganze Leben erlöst war.
Ein vielversprechender Auftakt für das Bordeaux-Projekt, das mit dem Abschlusstreffen am 6. Oktober 2024, 18.00 Uhr im Hölderlinhaus sein Ende finden wird. Gerne können sich da auch Mitglieder unseres Vereins einfinden, die nicht mitfahren konnten, und sich über den Reiseverlauf informieren lassen - ausgeschenkt werden dann mitgebrachte Weine des Comte von Neipperg, dessen Weingut Chateau d’Aiguilhe am 2. Tag der Reise auf dem Programm steht.
HerbstLese 2024: Der Freundeskreis nimmt mit "Dichterliebe" und Levi Israel Ufferfilge teil!
Zwei Geschenke für die neue Lauffener Stadtbücherei
Der Freundeskreis ist die einzige literarische Vereinigung unserer Stadt. So war es geboten, die Übergabe der neuen Stadtbücherei - öffentlich, katholisch mitzufeiern. Und zu einer Feier bringt man ein Geschenk mit - oder noch besser: Zwei Geschenke!
Der Vereinsvorsitzende hatte der Stadt vorgeschlagen, die vielen Glaswände auch für Lyrisches zu nutzen, dies traf sowohl auf der Rathausburg als auch bei der Büchereileitung auf sehr gute Resonanz - natürlich nicht nur Hölderlin.
Vielfalt war angesagt, und so wurde Christiane Waldenberger um einen Vorschlag aus dem OEuvre ihrer Lieblingsdichterin Mascha Kaléko gebeten, der Vorsitzende übernahm Friedrich Hölderlin und für den Jugendraum der Bibliothek suchten junge ehrenamtliche Mitarbeiterinnen einen Text der Sängerin Taylor Swift aus, drei Verse aus "Wonderland":
We found Wonderland, You and I got lost in it
And we pretended it could last forever
We found Wonderland, You and I got lost in it
Taylor Swift
Mein schönstes Gedicht?
Ich schrieb es nicht.
Aus tiefsten Tiefen stieg es,
Ich schwieg es.
Mascha Kaléko
...
Sei du, Gesang, mein freundlich Asyl! Sei du,
Beglückender! mit sorgender Liebe mir
Gepflegt, der Garten, wo ich wandelnd
Unter den Blüten, den immerjungen
In sichrer Einfalt wohne, wenn draußen mir
Mit ihren Wellen allen die mächtge Zeit,
Die Wandelbare fern rauscht und die
Stillere Sonne mein Wirken fördert.
...
Friedrich Hölderlin
Die 11. und 12. Strophe des Gedichts "Mein Eigentum" beginnt mit dem berühmten Ausruf , der sich von vorher beschriebenem Materiellem löst und das Gedicht in den Mittelpunkt eines Lebens stellt, wie schon in der ersten Strophe von "An die Parzen".
Er ist dabei sinnbildlich für die Arbeit aller Autoren der 14.000 Medien umfassenden Stadtbücherei und er kann auch den Leser berühren, der sich physisch oder in der Onleihe dort mit Lesestoff versorgt. Das literarische Asyl ist garantiert, man findet Halt und Geborgenheit und Erkenntnis, denn das ist doch die Chance der Literatur - sich ein Bild machen, hineintauchen in eine andere Welt, sich mit den Fragen von Politik und Gesellschaft aber auch dem eigenen Lebensentwurf auseinandersetzen, andere Ansichten hören und eigene "Standpunkte" abwägen, in unserer wandelbaren Zeit.
Die vorhandenen Gedichtausgaben in der Lyrikecke der Stadtbüchere (zu finden bei den Sachbüchern) wurden durch eine Gesamtausgabe aller Gedichte, Werke und Briefe ersetzt, der "Münchner Ausgabe" in drei Bänden von Michael Knaupp. Dazu ein "Hölderlin leuchtet" von Stephanie Jäckel, der es gelungen ist, den Dichter barrierefrei in einfacher Sprache zu präsentieren.
50 Jahre Städtepartnerschaft Lauffen/La Ferté-Bernard. Der Freundeskreis kreiert eine Ausstellung mit 17 "Neuworten", Neologismen Hölderlins in französischer Übersetzung.
Der Geburtsort Lauffen feierte den 254.
In Lauffen am Neckar, dem Geburtsort Friedrich Hölderlins, begann der 20. März 2024 mit einem Blumengruß an den Dichter - Vertreter des örtlichen Hölderlin-Freundeskreises trafen sich am Denkmal im Garten des ehemaligen Prämonstratenserinnenklosters. Der Vorsitzende des Freundeskreises, Klaus-Peter Waldenberger, verband das Gedenken zum 254. Geburtstag des Dichters mit dem letzten überlieferten Turmgedicht, Die Aussicht: "Wenn in die Ferne geht der Menschen wohnend Leben…,“. Um Hölderlins Kindheit und Jugend, der Rolle von Hölderlins Mutter und seine finanzielle Situation ging es am Abend im Saal des Lauffener Hölderlinhauses in einer Buchvorstellung von Sabine Doering, der langjährigen Präsidentin der Hölderlin-Gesellschaft ab 19.00 Uhr - mit anschließendem Sekt und einem Stück Geburtstagstorte.
Am Freitag und Samstag, 22. und 23. März 2024 gastierte "Hölder", die Band mit einem "Best of" aus 40 Jahren Bandgeschichte im Lauffener Klosterhof. Im Vordergrund standen Melodien des namengebenden Musicals "Hölder", wichtigster Beitrag der Geburtsstadt zu den Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag von Friedrich Hölderlin, aber auch Lieder aus zahlreichen anderen Produktionen der vergangenen vier Jahrzehnte. Der voll besetzte Klosterhof-Saal fieberte einem Lied entgegen, der Ballade "Wanderer", sie wurde erstmals gemeinsam von Götz Schwarzkopf und Bendikt Immerz, dem "Musical-Hölderlin" gesungen - Gänsehaut-Atmosphäre und stürmischer Applaus.
Text und Fotos: Waldenberger
Biographie, Musical und Literaturbrunch zum 254. Geburtstag!
Sabine Doering zu Kindheit und Jugend Hölderlins
Am 254. Geburtstag: Hölderlins Kindheit und Jugend - Sabine Doering, langjährige Präsidentin der Hölderlingesellschaft stellt im Geburtsort Lauffen am Neckar ihr Buch zu KIndheit und Jugend des Dichters vor:
Mittwoch, 20. März 2024, 19.00 Uhr, Saal Hölderlinhaus
Friedrich Hölderlin wuchs in privilegierten Verhältnissen auf - wie prägten ihn die Einflüsse während der Schul- und Studienzeit, die den begabten Heranwachsenden auf das Pfarramt vorbereiten sollten, während es ihn doch zur Dichtung drängte. Sabine Doering blickt aus kultur- mentalitäts- und bildungsgeschichtlicher Perspektive auf die Jugend von Friedrich Hölderlin, bringt Dokumente und zahlreiche Briefe zum Sprechen.
Grundlage des Vortrags ist das im Jahr 2022 im Göttinger Wallstein-Verlag erschienene Buch der ausgewiesenen Hölderlin-Expertin. In der Frankfurter Rundschau rezensierte Ewart Reder am 12.7.2022: "Hier bekommt man nicht nur einen Überblick über "idealistische Bergeshöhen" und beispiellose Weiten, sondern auch über den "Innenraum der Seele.
Eintritt: 8 Euro (incl. Sekt und Geburtstagstorte) - Karten gibt es an der Kasse des Hölderlinhauses oder Sie melden sich bei k.p.waldenberger@lauffen.de und zahlen an der Abendkasse.
Naturlyrik von Benn und Hölderlin
Zum Auftakt des Jahres 2024 laden wir sehr herzlich zu einem Vortrag von Franz Kosel und Katharina Altmann ein. Angelehnt an den Jahresausflug 2023, der uns nach Waltershausen und Jena geführt hat, stellt uns Franz Kosel die Benn-Gedichte „Jena“ und „Ein Wort“ vor, auf dem Hintergrund von Benns Biographie und der Entwicklung der Naturlyrik bei Hölderlin.
6-Tage Reise nach Bordeaux von 28.9. bis 3.10.2024
Ab sofort sind Anmeldungen auch für Nichtmitglieder möglich.
"wo meerbreit ausgehet der Strom" - dem Hölderlin-Gedicht Andenken ist der Titel einer Reise nach Bordeaux entnommen, der Metropole im Südwesten Frankreichs, berühmt und namengebend für eine der bedeutendsten Weinregionen der Welt. Aber auch kulturhistorisch und städtebaulich ist die dynamische Atlantik-Stadt ein Leckerbissen. Wir reisen mit dem Bus nach einem Zwischenstop in der Auvergne über St. Emilion an, besuchen das Weingut des Comte von Neipperg, suchen (und finden) die im Andenken-Gedicht beschriebenen Orte, wie den "luftigen Spitz" an der Mündung von Dordogne und Garonne in die Gironde und fahren die Gironde begleitend durch das Medoc nach Soulac sur Mer an die Atlantikküste. In Bordeaux stehen die Cité du vin, das Hafenviertel und , etwas außerhalb, das Chateau de Fongravey, Sommersitz des Konsul Meyer, bei dem Hölderlin als Hauslehrer beschäftigt war, auf dem Reiseplan. Es bleibt aber auch Zeit für eigene Initiativen und zurück geht es über einen Zwischenstop in Auxerre, eine der wunderbaren französischen Mittelstädte mit Kultur, historischer Stadt und Lebensfreude. Im Reisepreis (DZ 690 Euro/Person, EZ 790 Euro) sind Fahrt, 5 Übernachtungen, Frühstück und Abendessen enthalten. Die Reiseleitung liegt bei Eva Ehrenfeld (Hölderlin) und Klaus-Peter Waldenberger (Organisation) - Anmeldungen: k.p.waldenberger@lauffen.de
Mitgliederbrief zum Jahreswechsel
Weihnachtsgrüße und Jahresgabe 2023
Liebe Mitglieder des Hölderlin-Freundeskreises Lauffen am Neckar,
nach einem außerordentlich erlebnisreichen Jahr 2023, für mich persönlich, aber auch in unserer literarischen Vereinigung, darf ich Ihnen zum Jahresende die Jahresgabe beilegen. Im Vorstand haben wir uns für das aktuelle SPUREN - Heft aus Marbach entschieden, die Nummer 133. Sie widmet sich dem Nürtinger Ehrenbürger Peter Härtling und seiner besonderen Verbindung zu dem Künstler Fritz Ruoff und dem Dichter Friedrich Hölderlin.
Vielen von Ihnen bin ich in diesem Jahr begegnet, beim Ausflug, bei Lesungen oder einem Glas Wein. Es würde mich sehr freuen, wenn dies auch im kommenden Jahr so sein wird.
Wir starten am 26. Januar, 18.00 Uhr mit einem Stammtisch – Franz Kosel knüpft an den Ausflug nach Jena an und stellt uns das gleichnamige Gedicht von Gottfried Benn sowie ein in der Walterhausener Zeit entstandenes Gedicht von Friedrich Hölderlin vor. Am 20. März kommt Sabine Doering mit ihrem Buch zu Kindheit und Jugend Hölderlins und vorgesehen ist in diesem Zeitraum auch ein Literatur-Brunch im Hotel Elefanten mit Joachim Zelter. Mitte April dann: „Nicht ohne meine Kippa!“ – ein Berliner Schulleiter und angehender Rabbiner, Levi Israel Ufferfilge, spricht über den jüdischen Alltag in der Bundeshauptstadt.
Und schließlich die Reise nach Bordeaux von 28. September bis 3. Oktober 2024, 6 Tage mit dem Reisebus, davon 3 Tage in Bordeaux selbst. „Wo meerbreit ausgehet der Strom“ – wir folgen dem Text aus „Andenken“, besuchen die Hölderlin-Orte, das Weingut des Comte von Neipperg und vieles anderes mehr. Die Reisekosten betragen für die Fahrt, 5 ÜN/F sowie 5 Abendessen pro Person 690 Euro im Doppelzimmer und 790 Euro im Einzelzimmer. Anmeldungen sind ab sofort bei mir möglich, ich beantworte auch gerne Rückfragen dazu.
Frohe Festtage und einen guten Start ins neue Jahr wünscht Ihnen
Ihr
Klaus-Peter Waldenberger
Weinprobe am 22.11.23 im Hölderlinhaus - ausverkauft
Hommage an Hölderlin - János Bella im Hölderlinhaus
Die Ausstellung ist noch bis 17.12.23 im Hölderlinhaus zu sehen - dort ist auch ein Ausstellungsband mit allen Bildern zu Hölderlin und zahlreichen Gedichten in ungarischer Sprache und der deutschen Übersetzung erhältlich (10 Euro).
Der Architekturhistoriker Klaus J. Loderer führte in die Ausstellung ein, kenntnisreich schilderte er die Lebensabschnitte Hölderlins und Bellas.
Weinprobe am 22.11.23 im Hölderlinhaus
DANKE !
Die Erste Lauffener Herbstlese, gemeinsam veranstaltet vom Museum Hölderlinhaus der Stadt Lauffen und dem Hölderlin-Freundeskreis war ein beeindruckender Beweis für das lebendige Interesse an Literatur und Begegnung.
Kulminationspunkt war die Lange Lesenacht am Freitag, dem 20. Oktober 2023 von 19.30 Uhr bis 24 Uhr in fünf Räumen des Hölderlinhauses - dort ist all das zusammengelaufen, was man sich für diese 10 Tage vorgenommen hatte: Erkenntnis, Begeisterung, Reflexion und Begegnung mit literaturinteressierten Menschen aus Lauffen und Umgebung. Hier lag aber auch der Arbeitsschwerpunkt der Herbstlese Vorbereitung, denn eine Autorenlesung oder ein Liederabend gehört doch eher zum "business as usual" der Lauffener Kulturschaffenden. Welch ein Glück - statt text- und bild- und raumkonsumierend durch das barocke Wohngebäude zu schlendern, traf man sich im Stundenrhythmus zur ganzen Vielfalt literarischen Schaffens.
Leonore Welzin hat dies auf wunderbare Weise zusammengefasst:
www.lauffen.de/news?action=view_one_article&article_id=253176
Der Vorstand des Freundeskreises dankt den Initiatoren der Herbstlese von ganzem Herzen! Eva Ehrenfeld und ihrem Mann an der Spitze gilt besonderer Dank, der Projektgruppe Hölderlinhaus ebenso aber auch allen Akteuren, den Künstlern, den Vorlesern und Helfern, die sich doch zu einem guten Teil aus unseren Mitgliedern rekrutierten. Es war inspirierend, wie gut die Zusammenarbeit von Museum und Freundeskreis funktionierte. Dass wir für die Veranstaltungen im Klosterhof verantwortlich waren, das Museum für die Lesung mit Thomas Hettche und die Lange Lesenacht, konnte man nur erahnen.
Das macht Lust auf mehr und feuert uns alle hoffentlich an, sofort in die Organisation der 2. Lauffener Herbstlese einzusteigen.
Vorstand für 2 Jahre wiedergewählt – Im Herbst kommt Jean-Luc Bannalec!
Im Mittelpunkt der jährlichen Mitgliederversammlung des im Jahr 2011 gegründeten Hölderlin-Freundeskreises Lauffen stand die Neuwahl des kompletten Vorstandes. Zuvor hatte der Vorsitzende Klaus-Peter Waldenberger über das zurückliegende Vereinsjahr berichtet - Lesungen, Vorträge, Konzerte und die beliebten Stammtischtermine aber auch der Sommerausflug nach Jena und Waltershausen standen im Terminplan des Vereins. Dort, in Waltershausen, hat Hölderlin direkt im Anschluss an sein Studium im Tübingen Stift als Hauslehrer gearbeitet. Der Schatzmeister des Vereins, Karl-Ernst Schmitt, konnte über ein finanziell erfolgreiches Vereinsjahr 2022 und eine Erhöhung des Mitgliederstandes von 97 auf 100 Mitglieder unterrichten. Auf Antrag von Rupert Wiedemann wurde der komplette Vorstand entlastet, er übernahm auch die Organisation der Wahl des /der Vorsitzenden, zu dem für weitere 2 Jahre Klaus-Peter Waldenberger gewählt wurde – auch Andrea Täschner, Franz Kosel, Karl-Ernst Schmitt und Uwe Grosser wurden in ihren Ämtern bestätigt.
Im Herbst steht bereits am Samstag, den 23. September, 17.00 Uhr der erste Termin im Vereinskalender – die Künstlerin Ursula Stock hat zum Atelierbesuch nach Güglingen eingeladen, eine Anmeldung ist erforderlich und sollte direkt bei k.p.waldenberger@lauffen.de erfolgen (Fahrgemeinschaften werden gebildet). Weiter geht es mit dem wohl bekanntesten Krimiautor Deutschlands, Jean-Luc Bannalec, dessen neuer, 12. Dupin-Krimi „Bretonischer Ruhm“ von ihm persönlich am Mittwoch, den 11. Oktober, 19.30 Uhr im Klosterhof vorgestellt wird – Uwe Grosser wird sich mit ihm über Kommissar Georges Dupin aber auch den Ruhm des Schriftstellers unterhalten, der auch als Sachbuchautor erfolgreich ist . Eine Veranstaltung der Herbstlese im Klosterhof, zu der aus dem Freundeskreis auch noch ein Liederabend mit dem aus Lauffen stammenden Bariton Simon Stricker hinzukommt – „Die schöne Müllerin“ steht am Sonntag, den 22. Oktober um 17 Uhr auf dem Programm.
Karten zu je 8 Euro gibt es im Bürgerbüro und im Hölderlinhaus.
MITGLIEDERVERSAMMLUNG AM 24. JULI UM 19 UHR IM SAAL DES HÖLDERLINHAUSES
Die Mitglieder des Hölderlin-Freundeskreises sind herzlich zur jährlichen Mitgliederversammlung eingeladen. Sie findet am
Montag, den 24. Juli 2023, 19.00 Uhr im Saal des Hölderlinhauses statt.
Folgende Tagesordnung ist vorgesehen:
1. Begrüßung
2. Bericht des Vorsitzenden
3. Bericht des Schatzmeisters
4. Bericht der Kassenprüfer
5. Entlastung des Vorstands
6. Wahlen
7. Anträge
8. Verschiedenes
Anträge zur Tagesordnung können bis einschließlich 16.07.2023 an k.p.waldenberger@lauffen.de gesandt oder vor Beginn der Sitzung gestellt werden.
Im Anschluss an die JHV folgt ein sommerlicher Ausklang bei Kaltgetränken und guten Gesprächen.
WENN DIE MUSE KÜSST - WENN SIE KÜSST!
Die Forschners mit "Verdammte Musen-Stunden" im Saal des Hölderlin-Hauses Lauffen - auf Einladung des Hölderlin-Freundeskreises
Gibt es sie denn wirklich, die Musen? Was, wenn sie küssen? Und was, wenn sie nicht wollen? Hermann und Renate Forschner, boten mit ihrem aktuellen Programm "Verdammte Musen-Stunden" im Saal des Hölderlin-Hauses Lauffen ein fulminantes Highlight. Geistreich, kurzweilig und intelligent wandelten die beiden Künstler auf dem schmalen Grat zwischen Ernst und Albernheit, zwischen Humor und Satire.
Kreative Künste Die Musen, inspirierende Ideengeberinnen, eröffnen das Reich der kreativen Künste: Poesie, Musik, Bildhauerei und Malerei waren folglich Gegenstand des Abends. Als Multitalent springt Forschner mit Lust und Leichtigkeit von einer Ebene zur anderen (alles Eigenprodukte!) und illustriert das Ganze mit witzigen Zeichnungen. Seine Frau fügt sich mit ihrem Können als Sängerin und Pianistin nahtlos ein. Die Moderationen und Texte gossen ein wahres Füllhorn an Geist, Witz und Tiefgang aus, letzteres vor allem beim Song zu Ehren von Michelangelo "Leidenschaft in Stein" oder von "Camille Claudel". Man konnte auch erfahren, dass Singen und Küssen seit Coronazeiten geradezu lebensgefährliche Tätigkeiten seien, dass aber die jungen Leute "Sexualkontakte" wichtiger nähmen als die Angst vor Infektionen.
Mit dem Hammer zu Leibe Dem Kreativitätskiller Fernsehgerät rückten "Die Forschners" mit Hammer und Hilfe des Publikums zu Leibe. Schillers Ballade vom "Taucher" wurde kurzerhand umgedichtet, um Gerechtigkeit wiederherzustellen und den böswilligen König zu bestrafen. Reizvoll auch die sogenannten "aufgespearten Shakes" nach Shakespeare. Dass Goethes Gedicht "Wanderers Nachtlied" im Dialekt viel ausdrucksstärker sei, wurde sogleich musikalisch bewiesen. Und dass Beethovens "Elise" keine Muse, sondern eine rabiate Haushälterin war, trug Renate Forschner in einem pianistischen Parforceritt glaubhaft vor ("Elise bläst den Türkenmarsch"). Den Höhepunkt bildete das leibhaftige Erscheinen der Muse Kalliope in lebensgroßer Gestalt, die quasi als dritte Person im Bunde herrlich komisch integriert wurde.
Wortgewandt Hermann Forschners Gedichte, auswendig vorgetragen, zeugen von höchster sprachlicher und inhaltlicher Sicherheit, bei der selbst Goethes berühmtes Götz-Zitat "Leck mich im A..." eine salonfähige Form erhält. Seine Songs haben mitunter Ohrwurmcharakter. Die handgemalten Bilder im Großformat illustrierten die Pointen mit unverkennbarem Bezug zu Wilhelm Busch. Als von einem gewissen "Musensohn und seiner Frau" gesungen wurde, war dem bestens mitgehenden Publikum längst klar, dass es sich nur um das ironisierte Selbstportrait des Künstlerehepaares selbst handeln konnte.
Dem kreativen Funkenflug folgten begeisterter und langanhaltender Beifall des Publikums und mehrere Zugaben. (jak)
JAHRESAUSFLUG WALTERSHAUSEN UND JENA - angekündigte Informationen
RUNDMAIL AN DIE MITGLIEDER DES HÖLDERLIN-FREUNDESKREISES VOM 27.03.2023
STAMMTISCH mit Eleonore Welzin: Die Wiederentdeckung des Musenalmanachs in Zeiten der Krisen am 30. März um 18 Uhr
Liebe Mitglieder des Hölderlin-Freundeskreises,
mit unten stehendem Artikel möchte ich Sie auf den ersten Stammtischtermin des Jahres 2023 am kommenden Donnerstag aufmerksam machen. Die Friedrich Hölderlin und unserem Verein sehr verbundene Leonore Welzin, Kunst- und Kulturwissenschaftlerin sowie profunde Kulturjournalistin der Heilbronner Stimme beschäftigt sich mit den Musen im Allgemeinen und dem Musenalmanach im Besonderen, anschließend besteht die Gelegenheit zum Gedankenaustausch. Sie sind herzlich eingeladen.
Vor dieser Veranstaltung trifft sich der Vorstand unseres Vereins, so dass ich Ihnen am Wochenende weitere Informationen zum Jahresprogramm, vor allem dem geplanten Ausflug nach Jena zukommen lassen kann.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Klaus-Peter Waldenberger
Vorsitzenden
Die Wiederentdeckung des Musenalmanachs in Zeiten der Krisen
Leonore Welzin am Donnerstag, 30. März um 18 Uhr im Hölderlinhaus
Im Geburtsjahr von Friedrich Hölderlin und Ludwig van Beethoven, 1770, erschien der erste Musenalmanach in Deutschland. Beide Jubilare von Weltrang wurden anlässlich ihres 250. Jubiläums, im Jahr 2020 gewürdigt – allerdings im Sparmodus, denn Corona und der Kampf gegen die Epidemie dominierte das öffentliche Interesse. Der Musenalmanach blieb gänzlich unerwähnt. Warum fand der Musenalmanach – und mit ihm die Musen – keinerlei Beachtung? Immerhin hatten Beethoven und Hölderlin große Stücke auf ihre Musen gehalten, sie mit Demut, Dankbarkeit und zum Teil mit Überschwang gehuldigt. In Begriffen wie Musik, Museum und amüsant haben die Musen überlebt, sind sprachlich omnipräsent, obwohl sie gleichzeitig in der Latenz ein unsichtbares Dasein fristen.
Ist das Zufall, Zeitgeist oder hat es vielleicht mit der Redensart „Intra arma silent musae“ („Wenn Waffen sprechen, schweigen Musen“) fragte sich die passionierte Kunst- und Kulturwissenschaftlerin Leonore Welzin. Sie machte sich auf Spurensuche, schwamm gegen den Strom um an den Ursprung der Inspirationsquellen zu gelangen. Beim Stammtisch des Freundeskreises am Donnerstag, 30. März um 18 Uhr stellt sie bei einem Tête-à-tête mit den neuen Musen im Hölderlinhaus den Heilbronner Musenalmanach vor. Zweimal 250 Seiten, auf denen auch Hölderlin eine bedeutende Rolle spielt.
RUNDMAIL AN DIE MITGLIERDER DES HÖLDERLIN-FREUNDESKREISES
Liebe Mitglieder des Hölderlin-Freundeskreises,
vier Wochen vor dem Geburtstagsfest unseres Namensgebers möchte ich Sie über die an diesem verlängerten Wochenende geplanten Veranstaltungen und das Programm für das erste Halbjahr 2023 informieren:
Ich lade Sie herzlich ein zum Geburtstagskonzert mit Claudia Burris am Montag, den 20. März 2023, 19.30 Uhr in den Saal des Hölderlinhauses. Das wunderbare Schimmel-Klavier wird erstmals in einer melodisch-musikalisch-biografischen Reise so richtig zum Einsatz kommen, der bescheidene Eintrittspreis von 8 Euro beinhaltet neben dem Konzertgenuss auch den Geburtstagssekt und die obligatorische Geburtstagstorte.
Wer sich gerne direkt bei mir anmelden will, kann das als Antwort auf diese Mail machen, ich buche Sie dann in die Veranstaltung ein und das Finanzielle erledigen wir am 20. März, ansonsten über lauffen.de, bühne frei, Kartenbestellung oder an der Abendkasse.
Tags zuvor eröffnen wir, Freundeskreis und Museum Hölderlinhaus, die Ausstellung Ursula Stock – Hölderlin – Corona Extra. Die Güglingerin hat sich im Kontext der Pandemie und des 250. Geburtstages von Friedrich Hölderlin in einem eigenen Bilderzyklus mit Corona und Hölderlin auseinandergesetzt. Am Sonntag, den 19. März 2023, 11.00 Uhr findet die Vernissage der Ausstellung statt, die sich vom Saal des Hölderlinhauses in das gesamte Gebäude erstreckt. Unser Mitglied Prof. Dr. Bahmer wird in die Ausstellung einführen, die Musikschule Lauffen sorgt für die musikalische Umrahmung – in den nächsten Tagen erhalten Sie noch eine Einladung für die bis 31.Mai 2023 dauernde Kunstausstellung.
Für Ihren Terminkalender liegt das Programm des ersten Halbjahres bei – es ergeht noch getrennte Einladung zu den Veranstaltungen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Klaus-Peter Waldenberger
Vorsitzender
Hölderlin-Freundeskreis
Mozartstraße 7
74348 Lauffen am Neckar
Tel: 07133 205520
E-Mail: k.p.waldenberger@lauffen.de
Homepage: www.lauffen.de
Hölderlin-Freundeskreis, Programm 1. HJ 2023
19.03., 11 Uhr: Eröffnung Ausstellung Ursula Stock, Einführung Friedrich Bahmer
20.03., 19.30 Uhr: Claudia Burris – Konzert zum 253. Geburtstag
30.03., Stammtisch mit Leonore Welzin
09.05., 18.00 Spaziergang – Lauffen-Persönlichkeiten der neueren Zeit – Andrea Täschner
21.05., 19.00 Die Forschners, LiterArien, „Verdammte-Musen-Stunden“
9. – 11.06.: Ausflug Jena über Waltershausen (49 Euro Ticket oder Bus)
27.06., Stammtisch mit Karl-Heinz Roller – Foto-Gedicht
24. Juli, 19.00 Uhr: Jahreshauptversammlung mit Wahlen
Planungen für das 2. Halbjahr:
23.09., 17 Uhr : Atelierbesuch Ursula Stock
11.10. 19.30 Uhr: Jean Luc Bannalec, Bretonischer Ruhm (Krimi 2023)
22.10., 19.30 Uhr : Simon Stricker, „Die schöne Müllerin“, Bariton und Klavier
Theater in Vorbereitung (Transit, Jonas, Woyzeck, BadischeLandesBühne)
22.11.: Wein aus den Hölderlinstädten – Karl-Ernst Schmitt
November: Stammtisch mit Franz Kosel „Jena“, Gottfried Benn/Hölderlin-Gedicht
Das Fest in Bildern – Fotos: Rolf Bodmer