Radierung Blick auf die historische Altstadt von Lauffen mit Kirche, Burg und Städtle

Historischer Stadtrundgang

Kleine Lauffener Stadtgeschichte

Kleine Lauffener Stadtgeschichte

Frühgeschichte und Römerzeit

Schon vor etwa 7000 Jahren siedelten sich die ersten Menschen am Lauffener Flussgebiet an., wie früheste Funde aus der Zeit um 5000 v.Chr. belegen. Ab etwa 150 n.Chr. lebten hier rund 90 Jahre lang die Römer. Das belegt ein römischer Gutshof in den Weinbergen zwischen Lauffen und Neckarwestheim, der 1978 entdeckt und ausgegraben wurde. Heute vermittelt er als Freilichtmuseum einen Eindruck vom Leben der Römer im Neckartal.

 

Entstehung von Dorf Lauffen (6. – 8. Jahrhundert)

Als die Römer um 260 n.Chr. Lauffen verlassen hatten, ließen sich die Alamannen in der Gegend nieder. Doch schon um 500 n.Chr. kam das Gebiet unter die Herrschaft der Franken. Sie errichteten auf einem Felssporn links des Neckars einen Herrensitz. Daraus und aus den umliegenden Bauernhöfen begann sich wohl ab dem 6. Jahrhundert das Dorf Lauffen zu entwickeln. Heute steht dort eines der Lauffener Wahrzeichen, die Regiswindiskirche. Bereits Mitte des 8. Jahrhunderts entstand hier unter dem Einfluss fränkischer Missionare eine erste einfache Holzkirche, die dem heiligen Martin geweiht wurde. Die ältesten schriftlichen Zeugnisse stammen aus dem 8. Jahrhundert, in denen das Dorf aber noch Hlauppa, Hlouffa oder Loufun genannt wird.

 

Königliches Lehen (ab Mitte des 8. Jahrhunderts)

Schon 741/742 verlieh der Hausmaier Karlmann, ein Karolinger, die Kirche in „Hlauppa“ samt Einkünften dem neugegründeten Bistum Würzburg. Der Herrensitz war Königsgut – belegt 889 als „fiscus dominicus“ in der Bestätigung einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen von 823. Mit diesem Königsgut wurden Grafen belehnt: 832 Graf Ernst vom Nordgau (aus der Bamberger Gegend), der Vater der späteren Ortsheiligen Regiswindis, später dann die Familie der Popponen.

 

Ortsheilige Regiswindis (839) und mittelalterlicher Wallfahrtsort

Regiswindis war die Tochter des Grafen Ernst vom Nordgau. Wie damals üblich wurde sie von einer Amme betreut. 839, als das Kind sieben Jahre alt war, tötete die Amme sie aus Rache und warf den Leichnam in den Neckar, wo er einige Tage später frisch und rosig geborgen wurde. Dies betrachtete man als Zeichen besonderer Heiligkeit und schon bald wurde Regiswindis als Heilige verehrt. Die Bischöfe von Würzburg förderten diesen Kult, indem sie in den nächsten Jahrhunderten immer größere Kirchen zu Ehren der Regiswindis bauen ließen. 1227, im Jahr ihrer Heiligsprechung, wurde der Grundstein für eine prachtvolle frühgotische, dreischiffige Basilika gelegt. Lauffen entwickelte sich zu einem bedeutenden mittelalterlichen Wallfahrtsort, wovon auch die heimische Bevölkerung profitierte.

 

Die Grafen von Lauffen (11. & 12. Jahrhundert)

Um 1011 ging das Königsgut an das Grafengeschlecht der Popponen über, die sich von da an Grafen von Lauffen nannten. Um 1150 verlegten die Grafen ihren Herrensitz vom linken Neckarufer auf einen Bergsporn am rechten Ufer, auf dem sie eine Burg bauen ließen. Den Bergsporn trennten sie vom Ufer ab und erhielten so eine Wasserburg, die sie relativ leicht verteidigen konnten. Auf der Anhöhe hinter diesem Bergsporn entstand rechts des Neckars eine Handwerkersiedlung, die wohl zwischen 1210 und 1220 zur Stadt erhoben wurde. 1234 wurde sie erstmals urkundlich als Stadt („civitates“) erwähnt. Schon 1274  soll sie von einer Stadtmauer umgeben gewesen sein. Bis heute wird der Ort von den Lauffenern liebevoll „Städtle“ genannt.

 

Kloster, Klosterhof und die Familie Hölderlin

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (1274/85) gründeten die Dominikanererinnen unweit der Zabermündung ein Kloster. Schon 300 Jahre später, im Zuge der Reformation, löste Herzog Christoph von Württemberg das Kloster jedoch auf: Der Besitz wurde 1553 säkularisiert und die wirtschaftliche Einheit wurde, bis Ende des 19. Jahrhunderts, als Klosterhof weitergeführt. Im 18. Jh. Jahrhundert waren Großvater und Vater des 1770 in Lauffen geborenen Dichters Friedrich Hölderlin herzogliche Klostergutsverwalter und der kleine Friedrich verbrachte hier seine frühen Kindheitsjahre.

 

Von Baden zu Württemberg (13. – 15. Jahrhundert)

Die Popponen starben um 1219 mangels männlicher Nachkommen aus. So kam es, dass Dorf und Stadt Lauffen an die Markgrafen von Baden verkauft wurden. Diese verkauften Lauffen 1346 wiederum an den niederen Adel der Hofwarte von Kirchheim unter Teck weiter. Doch bereits ab 1361 begannen die Grafen von Württemberg den Ort Stück für Stück zu erwerben bis er ihnen 1434 schließlich ganz gehörte.

Unter Graf Ulrich V. von Württemberg, genannt der „Vielgeliebte“, erlebten Stadt und Dorf eine Blütezeit und erhielten vermutlich ihre Rechtsverfassung. 1454 ließ er in der versumpften alten Neckarschlinge einen großen Stausee als gräfliches Fischgewässer anlegen. Seine bedeutendste Entscheidung für Lauffen war allerdings 1474 der Bau einer steinernen Brücke über den Neckar.

 

Die Schlacht bei Lauffen (1534)

1519 wurde Ulrich vertrieben, sein Land an die Habsburger verkauft. In der Schlacht bei Lauffen (1534) gewann Herzog Ulrich von Württemberg sein Land jedoch von den Österreichern zurück. Dieser Sieg brachte die Reformation nach Württemberg, die der Herzog von Johannes Brenz in der Folge im ganzen Land einführen ließ. Die Vielzahl an geistlichen Pfründen an der Regiswindiskirche und an der Nikolauskapelle (der heutigen Martinskirche im „Städtle“) wurde aufgehoben. Das geistig-religiöseLeben der Gemeinde wurde durch eine Kirchen- und Schulordnung der neuen „Staatsreligion“ angepasst.

 

Vom Dreißigjährigen Krieg bis ins 19. Jahrhundert (17. – 19. Jahrhundert)

Die Neckarbrücke war für Lauffen Fluch und Segen gleichermaßen: Während in Friedenszeiten die Zollstation für Einnahmen sorgte, wurde der Brückenstandort in den Kriegen der folgenden Jahrhunderte, v.a. im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648), besonders häufig Opfer von Plünderungen und Brandstiftungen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die mittelalterliche Befestigung des „Dorfes“ nach und nach rückgebaut: Türme und Tore verschwanden, lediglich der sogenannte „Dorfgraben“ sowie Teile der Mauer erinnern heute noch an die ehemaligen Befestigungen um die ursprüngliche Burg bei der Regiswindiskirche. Im „Städtle“ dagegen blieben die eindrucksvolle Stadtmauer und ihre Türme weitgehend erhalten, da eine ganze Reihe von Häusern direkt an sie angebaut worden war.

 

Eisenbahn und Drehstromübertragung (Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts)

1847 kam die Eisenbahn nach Lauffen. Ein neuer Leinpfads gab zudem positive Impulse für die Neckarschifffahrt. Zu den günstigen Verkehrsbedingungen, die Lauffen nach schweren Jahren in der ersten Jahrhunderthälfte endlich einen wirtschaftlichen Aufschwung bescherten, kam noch die Elektrizität dazu: 1891 gelang dem Ingenieur Oskar von Miller vom Lauffener Zementwerk aus die erste Drehstromübertragung der Welt. Der Strom floss über 176 Kilometer Entfernung nach Frankfurt am Main zur Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung, wo der in Lauffen erzeugte Strom 1000 Glühbirnen zum Leuchten brachte. Durch diese erste Entkopplung von der Erzeugung des Stroms und seinem Verbrauch wurde Lauffen zum Ursprung der Elektrifizierung der Welt.

 

Das 20. Jahrhundert

Die wirtschaftliche Notwendigkeit mündete Anfang des 20. Jahrhunderts in eine der bedeutendsten politischen Veränderungen der Stadt: Am 1. April 1914 erfolgte unter Bürgermeister Georg Lamparter der Zusammenschluss von Stadt und Dorf Lauffen zur Gesamtgemeinde Lauffen am Neckar. Der Erste und der Zweite Weltkrieg brachten den Lauffenern harte Jahre. Für große Schäden sorgte v.a. die Scheinanlage des Stuttgarter Hauptbahnhofs unter dem Tarnnamen „Brasilien“, die auf einem großen Feld Richtung Nordheim errichtet worden war. Mindestens 37 Luftangriffe zwischen 1940 und 1943 gehen zum Großteil auf ihr Konto. Der schwerste Bombenangriff erfolgte am 13. April 1944 und zerstörte große Teile des Dorfs. Kaum eine Lauffener Familie hatte nicht eigene Opfer zu beklagen. Nach dem Krieg ging es schnell wieder bergauf: Lauffen nahm viele Flüchtlinge auf, neue Wohngebiete entstanden, die Bevölkerung wuchs schnell an. Dank der klimatisch günstigen Lage boomten Landwirtschaft und Weinbau und unter dem Einfluss des schwäbischen Erfindergeists siedelten sich zukunftsweisende Firmen von internationaler Bedeutung an, die wichtige Arbeitsplätze schufen.