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Aktuelle Nachrichten | Keßler, Bettina | 28.10.2024 – 25.11.2024
Vor der Poesie sind alle gleich
Der Poetry Slam "Dichterwettstreit deluxe“ gastierte auf Einladung von „bühne frei...“ im Klosterhof
„Vor der Poesie sind alle gleich“, diese Weisheit haben die Poetryslamerinnen vom "Dichterwettstreit deluxe“, die im Lauffener Klosterhof zu Gast waren, in einer „poetischen Gedankenreise“ in die Tat umgesetzt und brillant und wortgewaltig vor rund 150 Zuhörern zu Gehör gebracht.
Das ging so rasant, dass man kaum nachkam mit dem Worte einsammeln, wie an der Kasse beim Discounter mit den Einkäufen. Was man dann in seinem Eindrucks-Korb hatte, den man mit nach Hause nahm, war so vielfältig, war lustig und nachdenklich, frech und politisch, bewegend und zornig. Der Moderator Elias Raatz nannte es ein „buntes Potpourri der Gefühle“. Wer sich allerdings unter dem Begriff eine heitere Präsentation bekannter Ohrwürmer vorstellte, war überrascht, erstaunt, beeindruckt, wie wortreich, wie ernsthaft die Wortakrobatinnen mit ihren Texten Finger in zahlreiche Zeitwunden legten, kein Blatt vor den Mund nahmen, aber auch manchmal mit einem Augenzwinkern oder einem Nonsens Gedicht, die Wortspeerspitzen wieder etwas stumpfer machten.
Die Vielfalt war eines der ganzen großen Plus dieses literarischen Abends. Man verharrte nie lange in einer Stimmung, auf nachdenkliches Schweigen folgte im Publikum manches herzhafte Lachen, wenn zum Beispiel die Bartagamen zu ihrem Vornamen kamen, was reimt sich da besser als „Carmen“.
Anna Lisa Azur, Marina Sigl, Eleonara Sarto und Meike Harms waren angetreten um zu zeigen, was man in sieben Minuten so alles gezielt und ausgefeilt in Worte fassen kann. Von der Waisenkinderdeportation nach Treblinka, bis zur Reisesehnsucht, die am Geld scheitert, von der Missachtung von Frauen in der Medizin, von Rechtspopulisten und ihrem Gedankengut, bis zum Streit zwischen Goethe und Schiller reichte die Beitragspalette, die in der ersten Hälfte unter dem Motto Europa stand, angelehnt an das Jahr 2024, in dem man in Lauffen den Geburtstag der Städtepartnerschaft mit La Ferté-Bernard feierte. Dass Europa nur funktioniert, wenn man zusammensteht, war Kernpunkt der Texte, „wir haben nicht mehr das Privileg egoistisch zu sein, dafür ist der Planet zu klein“. Europa gilt es als Zukunft zu begreifen.
Die „Sprache als Rolltreppe zur Welt“, so sehen sie die Wortspielerinnen und so eine „Buchdruckmassage“ soll ja bei mancher Ignoranz helfen. Die Antwort auf Hass kann immer nur Frieden sein, postulierten die Wortkünstlerinnen und den „kann man in jeder Begegnung finden“.
Unterstützt wurden die vier Slamerinnen von Comedian Serkan Ates-Stein aus Köln als Special Guest, der nonstop einen Gag nach dem anderen raushaute, mal mit mal ohne musikalische Mundmusik. Einfach herzerfrischend, ein Muntermacher.
Den genoss das Publikum, aber munter waren die Gäste im Klosterhof immer: munter, gespannt, begeistert und mittenmang dabei.
Text: Ulrike Kieser-Hess, Fotos: Bettina Keßler
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