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Aktuelle Nachrichten | Kast, Ingrid | 18.11.2024 – 30.12.2024
Gedenkfeier am Volkstrauertag mit Zeit-Zeugen-Berichten
Vergangenen Sonntag fand auf dem Alten Friedhof die Gedenkfeier zum Volkstrauertag statt. 150 Bürgerinnen und Bürger kamen zusammen, um der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu gedenken und die Bedeutung von Frieden und Demokratie zu betonen.
Die Veranstaltung wurde feierlich durch die Stadtkapelle, Musikverein Lauffen a.N. e.V. unter der Leitung von Vizedirigent Marco Braun und dem Männerchor Urbanus mit seiner Dirigentin Tabea Raidt eröffnet. Das Stück "Flieg, Gedanke" aus Nabucco, das thematisch den Verlust der Heimat aufgriff, war passend für das Gedenken an die Opfer von Krieg und Vertreibung gewählt. Die Stadtkapelle brachte das Stück "Humanitas" zu Gehör und schuf so eine würdevolle Atmosphäre für die Feierlichkeiten.
Bürgermeisterin Sarina Pfründer begrüßte die Anwesenden und hob in ihrer Ansprache hervor, dass der Volkstrauertag als bundesweiter Gedenktag eine wichtige Gelegenheit bietet, die Lehren aus der Geschichte wachzuhalten. Mit eindringlichen Worten zitierte sie den früheren Bundespräsidenten Joachim Gauck: "Krieg zerstört umfassend. Er zerstört nicht nur die Wege, die Städte, die Häfen. Krieg zerstört den Menschen. Er verwandelt lebendige in Tote und hinterlässt in unzähligen Überlebenden tote Seelen."
Ein zentrales Element der Feier war die Vorstellung des Projekts "Zeit-Zeugen in Lauffen a.N. zur Zeit des Nationalsozialismus". Ulrike Kieser-Hess präsentierte die Ergebnisse ihrer Gespräche mit vier Bürgerinnen, die den Zweiten Weltkrieg als Kinder erlebten. Ihre Erzählungen machten die Schrecken und Herausforderungen jener Zeit greifbar. Marta Wiedmann erinnerte sich beispielsweise an den täglichen Überlebenskampf während der Luftangriffe, als ihre Familie oft in Schutzkellern ausharren musste und alt Pädagogen die jungen Lehrer, die eingezogen wurde, vertreten haben. Man habe "nicht viel gelernt". Marianne Link schilderte den Verlust ihres Elternhauses durch Bombenangriffe und die Angst, die sie während der Flucht vor den einrückenden Soldaten begleitete. Besonders bewegend war die ihre Aussage: Wir hatten eigentlich keine Jugend. Alles lag darnieder, wir mussten praktisch denken, das Persönliche zurückstellen." Loni Rall berichtete von der Zerstörung ihrer Schule und dem langen Weg zurück zur Bildung nach dem Krieg. Nächtliche Angriffe hätten die Menschen in die Keller flüchen lassen. Dort wurde genäht, gestrickt und Hausaufgaben gemacht. Elfriede Eberbach, die bei der Gedenkfeier anwesend war, erinnerte an die traumatischen Erlebnisse während eines Bombenangriffs, bei dem sie und ihre Familie unter Trümmern begraben wurden und nur knapp entkommen konnten. Trotz der Härte jener Zeit betonten die Zeitzeuginnen auch die Kraft des Zusammenhalts und den Rückhalt im Glauben.
Bürgermeisterin Sarina Pfründer dankte allen Beteiligten für ihre Mitwirkung und schloss mit einem Zitat von Bernhard Lichtenberg, der dazu aufrief, sich selbstsändig eine Meinung zu bilden und für Frieden und Gerechtigkeit einzustehen. Detlev Alwin, der zuständige Berater des Lauffener Ortsverbandes des VdK verlas das Totengedenken, bevor Bürgermeisterin Sarina Pfründer gemeinsam mit dem stellvertretenden Bürgermeister Axel Jäger den Kranz am Ehrenmal niederlegte, begleitet von den Trompetenklängen des Liedes "Ich hatt' einen Kameraden", gespielt von Hans-Jürgen Walter von der Stadtkapelle.
Der Volkstrauertag 2024 machte deutlich, wie wichtig es ist, die Erinnerung wachzuhalten und Verantwortung für eine friedliche Zukunft zu übernehmen.