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Aktuelle Nachrichten | Keßler, Bettina | 01.07.2024

Wenn die Trollfrau am Klosterhof Blues tanzt

…dann war Folknacht: „Huldrelokkk“ und „The International Cajun Trio“ begeistern am idyllischen Zaberufer

Folknacht am Klosterhof 2024 mit dem Trio Huldrelokkk.
Bei traumhaftem Sommerwetter genossen rund 180 Besucher die Folknacht am Klosterhof 2024, hier mit dem Trio Huldrelokkk.

Die Lauffener Folknacht am Klosterhof startete für die meisten Besucherinnen und Besucher schon um 18 Uhr mit einem gemütlichen Glas Guinness oder Lauffener Wein, den der Phoenix Irish Pub und das Hofcafé Klosterhof den eingefleischten Folkfans servierten. Rund 180 von ihnen sind vergangenen Freitag in das malerische grüne Freigelände am Lauffener Klosterhof gekommen und genossen in vollen Zügen den lauen Sommerabend.

Los ging es mit dem Trio Huldrelokkk – ganz wichtig mit drei k für drei außergewöhnliche Künstlerinnen: Kerstin Blodig (Nor / D, Gesang, Gitarre, Bodhrán), Ditte Andersson (SE, Gesang, Nyckelharpa) und Elin Jonsson (SE, Gesang, Fiddle). Alle drei sind auch solo unterwegs, bringen ihre individuellen Vorlieben und Stärken jedoch voll und ganz in das Trio ein. Bezeichnend ist für die Drei ein spannender Wechsel aus mehrstimmigem Gesang und mitreißenden Instrumentals. So wird bei ihnen etwa „eines der traurigsten Liebeslieder des Nordens“ gepaart mit einer rasanten musikalischen Schlittenfahrt durch die verschneite schwedische Landschaft. Und das alles an einem wundervollen Sommerabend – dem Publikum gefällt der abwechslungsreiche Zauber Skandinaviens, den die hochprofessionellen Musikerinnen an den Neckar holen. Bei den zarten Melodien – mal gesungen, mal gespielt, mal gehaucht – kann man sich gut vorstellen, dass sogar die Trollfrau „Huldre“ durch diese traurigen skandinavischen Liebeslieder in den Bann geschlagen wird. Beim Publikum hat’s jedenfalls funktioniert.

The International Cajun Trio brachte das Publikum zum Mitklatschen, Mitwippen und Tanzen: an der (Blues-)Gitarre Biber Hermann, am Akkordeon Yannick Monot und Helt Oncale an der Fiddle (v.l.n.r.).
The International Cajun Trio brachte das Publikum zum Mitklatschen, Mitwippen und Tanzen: an der (Blues-)Gitarre Biber Hermann, am Akkordeon Yannick Monot und Helt Oncale an der Fiddle (v.l.n.r.).

Ebenfalls drei herausragende Solomusiker waren im zweiten Teil des Abends zu erleben: Folkurgestein Yannick Monot sorgte für den französischen Touch der Veranstaltung im Rahmen des deutsch-französischen Kulturjahrs. Mit gleich vier verschiedenen Akkordeons und einer Gitarre war er angereist und verlor schon nach kurzer Zeit seine Wette mit dem Publikum, dass er kein Lied mit einem falschen Akkordeon anfangen würde. Das Publikum verzieh ihm das gerne, begeisterte er doch mit seinem virtuosen Spiel, seinen launigen Geschichten und einem faszinierenden Solo, in dem er eine Eigenkomposition mit einer Melodie aus der Renaissance-Zeit kombinierte: absolut einzigartig.

Und so begeisterte die Band nicht nur mit der lebensfrohen Musik der französischen Auswanderer nach Louisiana, dem Cajun, sondern entführte auch mit fröhlichen tanzbaren Melodien ins Mississippi-Delta. Von dort stammt der Fiddler des Trios, Helt Oncale, der mit „Mr. Bojangles“ und Elvis „Blue Suede Shoes“ in einer ganz speziellen Country-Nashville-New Orleans-Version auch amerikanische Musikgrößen an den Klosterhof holte. Blues Gitarrist und Sänger Biber Hermann begeisterte schließlich mit Eigenkompositionen ebenso wie etwa mit dem „Red Rooster“ von Muddy Waters, den er kurzerhand in den Klosterhof in Lauffen am Neckar versetzte.

Die drei Musiker lernten sich vor fast 20 Jahren beim größten Folk-Festival Dänemarks kennen – damals als Solisten. Und erkannten dabei das große Potenzial, das in einer Zusammenarbeit stecken würde. Das Lauffener Publikum durfte nun erleben, wie die drei Vollprofis dieses Potenzial zur Freude der Folkfans voll ausschöpften.

Text und Fotos: Bettina Keßler